Wohin mit den Coins?

Die Blockchain Technologie verleiht uns, erstmals in der Geschichte der Menschheit, die Möglichkeit unser Vermögen selbst zu verwalten und Zahlungen vorzunehmen, ohne dass wir dafür die Dienste einer Vertrauensperson oder Organisation in Anspruch nehmen müssten. Das ist eine absolut revolutionäre Neuerung und wir müssen uns erst daran gewöhnen, damit verantwortungsvoll umzugehen.
Freiheit bedeutet immer Verantwortung, Verantwortung, die wir selbst zu übernehmen bereit sein müssen. Ich muss zugeben, dass auch ich mich noch nicht daran gewöhnt habe, ein ansehnliches Vermögen in der Hosentasche herumtragen zu können. Denn eines ist klar: verliere ich das Gerät, auf dem meine Schlüssel gespeichert sind und obendrein noch die zwölf magischen Worte, um die Information auf einem neuen Gerät wieder herzustellen, ist alles futsch! Unwiderruflich und ohne die Möglichkeit, einen Bankberater anzurufen. Den haben wir ja eliminiert, oder?
Vertraue niemandem außer Dir selbst!
Für all diejenigen, die sich weder mit dem Gedanken an die komplette Selbstverantwortung, noch mit den teilweise verwirrenden Bedieneroberflächen der dezentralen Applikationen anfreunden wollten, gibt es noch immer Plattformen, die deine Coins für dich aufbewahren und dir obendrein noch hübsche Renditen als Belohnung für dein Vertrauen anbieten.
Leider haben einige unseriöse Akteure, die ihnen so anvertrauten Werte in riskanten Spekulationen verloren, oder schlichtweg veruntreut. Krypto- Plattformen hatten im vergangenen Jahr ein paar Lehman Brothers Momente und müssen sich das Vertrauen der Anleger erst langsam wieder erwerben. Bis dahin sind wir gut beraten, unsere Coins selbst in der Hand zu behalten.
Hardware Wallet oder Software Wallet?
Wichtig:
Jeder Coin verfügt über seine eigene Blockchain. Dort können Einträge weder verändert noch gestohlen werden, es ist bombensicher. Wir müssen uns nur die Blockchain Adressen und die persönlichen Schlüssel merken, die uns den Zugang zu den Einträgen auf der Blockchain erlauben. Die Adresse ist öffentlich, der Schlüssel dazu privat. Beide sind jedoch alles andere als leicht zu merken:

Zum Glück gibt es inzwischen einfach zu bedienende Software, um diese Aufgabe zu bewältigen. Wir nennen sie Wallet, wie die gute alte Geldbörse.

In der Bildmitte seht ihr den Trezor, einen der beiden prominenten Vertreter der Hardware Wallets. Auf einem Hardware Wallet sind lediglich die privaten Schlüssel für den Zugang zu den Blockchains gespeichert und es ist nur dann mit dem Internet verbunden, wenn wir es mit einer zusätzlichen Software auf einem Computer, oder Mobilgerät koppeln. Sicherer geht es fast nicht.
Auf dem iPhone rechts seht ihr das Trust Software Wallet. Es speichert die Schlüssel auf dem Gerät mit der Bedieneroberfläche. Das ist bequemer, doch eben nicht ganz so sicher, weil Hacker das Gerät kompromittieren und so an die Schlüssel gelangen könnten. Software Wallets können sowohl auf einem Computer, als auch auf einem Mobilgerät installiert werden.
Was ist nun besser, die Hardware Wallets von Ledger und Trezor, oder die bequemere Variante des Software Wallets auf einem Smartphone oder Computer? Ich habe eine Reihe von Artikeln zu dieser kontrovers diskutierten Frage gelesen und mich mit Computersicherheit Experten unterhalten. Das Fazit:
Sowohl Software Wallets, als auch die Hardware Wallets und ihre Bedienungsoberflächen sind von sich aus sehr sicher. Risiken ergeben sich immer nur dann, wenn der Computer oder das Mobilgerät mit Viren, oder Malware infiziert sind, die darauf angelegt sind, Schlüssel abzugreifen. Auch eine Hardware Wallet bietet keinen besseren Schutz, wenn sie mit einem infizierten Gerät verbunden wird.
Software Wallet auf dediziertem Gerät
Mein Fazit aus der Situation ist daher, Software Wallets zu verwenden, diese jedoch auf einem Gerät zu installieren, das AUSSCHLIESSLICH dafür konfiguriert wurde. Es verbietet sich eigentlich von selbst, mit einem iPhone in der Tasche spazieren zu gehen, auf dem ein Vermögen gespeichert ist. Ich nehme mein Crypto-Phone zwar selbstverständlich mit auf Reisen, doch lasse ich es im Hotelsafe, oder einem anderen sicheren Ort, und schalte es nur ein, wenn ich Transaktionen vornehmen möchte.
Mit zunehmender Bekanntheit von Krypto- Werten könnten sich auch Kriminelle mehr und mehr darauf verlegen, die Herausgabe von Coins zu erpressen. Erste, wirklich gruselige, Fälle sind bereits bekannt geworden. Ich möchte nicht in die Lage kommen, zwischen meinen Fingern und meinen Bitcoins wählen zu müssen. Wobei klar ist, wie die Entscheidung aussehen würde.
Wie bewahre ich meine Seed Phrase(s) auf?

auch hier gibt es wieder eine ganze Reihe von Auffassungen und entsprechenden Produkten. Wir müssen jedoch einfach nur drei Dinge beachten:
Wichtig:
2. Verwahre diese Kopien an physisch voneinander getrennten Orten.
3. Wer die Seed Phrase hat, hat den Zugang zu deinem gesamten Krypto Vermögen. Überlege dir gut, wem du vertraust.
Ich habe mir, für mich selbst, folgende Lösung überlegt:
- Ich speichere nicht meine gesamten Krypto Assets in nur einer Wallet. das ergibt sich fast automatisch daraus, dass verschiedene Wallet, unterschiedliche Möglichkeiten bieten, die Coins in DeFi-Protokollen und im Staking einzusetzen.
- Die Seed Phrases zu diesen halben Dutzend Wallets, habe ich in ein kleines Notizbuch geschrieben. Dieses Buch wird an einem geheimen Ort verwahrt. Die Person, der ich im Leben am meisten vertraue, kennt den Ort.
- Ein weiteres iPhone, habe ich so eingerichtet, dass diese Person jederzeit Zugriff auf alle Wallets hat. Nur wir beide wissen, wo es sich befindet.
- Zusätzlich habe ich eine PDF Dateien mit sämtlichen Passphrasen auf mehreren USB-Sticks gespeichert. Diese Geräte sind verschlüsselt und per Passwort geschützt. Ich habe eines einer Vertrauensperson überlassen, ein weiteres an einem geheimen Ort versteckt und eines habe ich auf Reisen dabei.
- Zu jeder Phrase habe ich natürlich auch notiert, für welche Wallet sie gilt! Ich kann die Worte im obigen Bild ruhigen Gewissens zeigen. Erstens ist nichts auf der Wallet, und zweitens weiß keiner der Betrachter, für welche Wallet sie passen. Viel Spaß beim ausprobieren.
Bedenke immer, dass du selbst das größte Risiko darstellst! Bedenke auch, dass wir alle älter werden und die Gedächtnisleistung sich mit dem Alter nicht bessert. Auch ein Unfall kann für einen Blackout sorgen. Ich persönlich habe die größten Bedenken in dieser Richtung, denn es sind wohl schon mehr Bitcoin vergessen und verloren worden, als jemals bei einem Hack gestohlen wurden.
Nachdem all das bedacht ist, kommt hier meine persönliche Empfehlung:
Das Exodus Software Wallet

Das ist das Exodus Software Wallet auf einem iPhone installiert.
Es ist sehr einfach und intuitiv zu bedienen und verfügt über die Unterstützung für alle Coins, die mir wichtig sind.
Auch hier lassen sich einige Coins direkt aus der App ins Staking delegieren. In meinem Fall ATOM und Cardano.
Coins können mithilfe von Exodus auch Blockchain übergreifend getauscht werden, was einen enormen Vorteil gegenüber dem Trust Wallet darstellt.
Hier ist es kein Problem Stablecoins von der Ethereum Blockchain direkt in Bitcoin zu tauschen – und zurück.
Eine schöne Alternative
Es gibt auch eine sehr schöne und gut zu bedienende Desktop Version des Exodus Wallets und die habe ich auf einem eigens dafür dedizierten MacBook laufen.

Selbstverständlich liegt das auch meistens ausgeschaltet im Safe. Ich hole es nur jeden Sonntag heraus, wenn ich meine wöchentlichen Einkäufe von der Kraken-Exchange auf die Wallet verschiebe.
Den Überblick, was das Ganze gerade wert ist, habe ich ja jederzeit in meinem Portfolio Google Sheet.
Sicherheitsregeln:
- Dein täglich genutztes Smartphone sollte so wenig wie möglich Hinweise auf Kryptowerte enthalten
- Sprich niemals über deine Krypto- Werte!
- Installiere deine Wallets auf einem separaten Gerät, das nur dazu dient.
- Erstelle eine separate Apple / Google ID dafür
- Synchronisiere darauf keine Daten mit der Cloud
- Speichere keine Passwörter. Merke sie dir und sichere sie auf Flashdrives.
- Bewahre dieses Gerät an einem sicheren Ort auf
- Schalte es nur dann ein, wenn du Transaktionen vornehmen willst.
- Speichere die Passphrase auf Papier
- Speichere sie zusätzlich auf neuen, verschlüsselten Flashdrives
- Verwahre die Flashdrives und die Notizen an physisch getrennten Orten.
Noch nicht genug?
Dann habe ich noch ein paar Links mit geballtem Wissen für euch:
Coinbureau über Aufbewahrungskultur (englisch)
Download Link für die Exodus Wallets
Kritischer Vergleich Trezor vs. Ledger
Little Snitch Firewall für Mac
Das war es auch schon!
Es ist wirklich einfacher, als du glaubst!