Update: 9. Januar 2023

Es wird gerade gejubelt, unser lieber Bitcoin wird, erstmals seit ein paar Wochen, wieder über $17.000 gehandelt. Solana hat in den letzten 7 Tagen ganze 45% zugelegt und Cardano immerhin 25%. War es das etwa schon mit dem Bärenmarkt?
Ganz im Gegenteil, glaube ich, sieht es gar nicht gut aus…. Der Reihe nach.
Kennt jemand Silvergate? Dieses Unternehmen ist seit 2013 zu DER Bank des Krypto- Sektors aufgestiegen. Im Nachgang der FTX- Pleite hat sie jedoch dramatische Verluste erlitten. Zunächst einmal hat Silvergate 40 % seiner Mitarbeiter entlassen und musste nach einem Bank- Run Vermögenswerte im Wert von über 8 Milliarden Dollar liquidieren. Dabei entstand für das Institut ein Verlust von 718 Millionen Dollar. Das entspricht sämtlichen kumulierten Gewinnen seit 2013.
Der Unterschied zwischen diesem Bankrun und allen anderen, die wir in der Kryptowelt 2022 gesehen haben, ist halt nur, dass Silvergate eine echte Bank ist. Silvergate hat mehreren Kryptounternehmen, darunter Microstrategy und Marathon Digital, Kredite gewährt. Sie bietet auch Banking Dienstleistungen für Coinbase, Circle, Bitstamp und Paxos, mithin einige der größten Unternehmen in der Branche. Eine Silvergate Pleite hätte sehr weitreichende Folgen und könnte sogar zu Liquiditätsengpässen bei den Stablecoins von Paxos (BUSD)und Circle (USDC) führen.
Das ist nur der Anfang. Darüber hinaus hat die Krypto-Börse Gemini der Digital Currency Group ein Ultimatum gestellt, um ihr Geschäft bis zum 8. Januar (gestern) zu konsolidieren. Die DCG-Tochter Genesis Trading schuldet Gemini fast 1 Milliarde Dollar. Genesis wiederum steht seit Wochen am Rande des Konkurses und erwägt Berichten zufolge, jetzt den Antrag zu stellen. Dies könnte zu Problemen für den großen Bitcoin Investor Grayscale Trusts führen, was wiederum den Kryptomarkt zusammenbrechen lassen würde.
Doch es könnte noch viel, viel dicker kommen! Ihr habt vielleicht bereits vom Rechtsstreit der US-Börsenaufsicht mit dem Herausgeber des Altcoins Ripple gehört. Der Chef der US-Börsenaufsicht ist der Meinung, dass nahezu alle Altcoin Projekte, wie Wertpapiere zu behandeln seien und daher unter seine Regulierung fallen. Alle, außer Bitcoin und ein paar wenigen weiteren. Dieses Video erklärt für meine Begriffe sehr sachlich und fundiert, worum es dabei geht:
Geben die US-Gerichte Gary Genssler recht, würde das das Aus für 99% aller Altcoin Projekte bedeuten. Denn sie wären dann gezwungen, einen aufwändigen Registrierungsprozess bei der SEC, ähnlich einem Börsengang, zu durchlaufen. Die meisten würden es nicht schaffen, sogar seriöse Projekte wie Cardano, oder Ethereum hätten, zumindest, ernsthafte Probleme die Anforderungen an Transparenz und Sicherheiten zu erfüllen. Ganz abgesehen von der Zeit, die das in Anspruch nehmen würde.
Der Denkansatz der SEC ist dabei nicht ganz von der Hand zu weisen: Jeder kann, rein theoretisch, Hacke und Schaufel nehmen und nach Gold graben. Gold ist ein Rohstoff und nicht von Menschen geschaffen. Genauso könnte jeder mit seinem Home- Computer Bitcoin minen. Auch Bitcoin wird nicht von Menschen gemacht, sondern entsteht in einem Rechenprozess in einem Netzwerk, welches niemand kontrolliert. Also werden Gold und Bitcoin als Rohstoffe betrachtet.
Alle anderen Tokens und Coins, die von einem Konsortium, Firma, Stiftung, oder wem auch immer in Verkehr gebracht werden, gelten analog als “Securities”, was ich hier mal locker mit “Wertpapieren” übersetzen möchte. Das Ganze hat seine Pros und Contras und viele schlaue Anwälte und Richter werden sich mit dieser Frage herumschlagen. Sie wird entschieden werden müssen, bevor das “große Geld” in den Markt fließen kann.
Sie betrifft zwar nur die USA, doch Europa wird sich in Sachen Krypto kaum freiheitlicher zeigen, eher im Gegenteil. Krypto steht und fällt mit der Haltung der größten Wirtschaftsmacht der Welt.

Zum Glück erreicht man nach stürmischer Fahrt, meist doch wieder einen sicheren Hafen, oder ein paradiesisches Archipel. Auch bei Krypto wird das so sein.
Bitcoin ist von der ganzen Diskussion ausgenommen, sozusagen fein heraus. Er wird sich lediglich mit seiner, vorgeblichen, Umweltschädlichkeit und den, faktischen, Problemen hinsichtlich Skalierbarkeit und Smart- Contract Fähigkeit herumschlagen müssen.
Doch auch hier tut sich einiges. Rund 80% der Energie, die für das Bitcoin Netzwerk gebraucht wird, stammt inzwischen aus erneuerbaren Quellen und zwar hauptsächlich sauberer Wasserkraft. Zudem arbeiten immer mehr Entwickler an einem Layer 2 Projekt namens Rootstock, welches der Bitcoin Blockchain die gleichen Fähigkeiten verleihen wird, über die Ethereum, Cardano & Co. bereits verfügen.
Auch Ethereum und einige andere der großen Layer 1 Blockchains dürften es schaffen, sich durch die kommenden regulatorischen Stürme zu navigieren.
Die Entwicklung des Web 3, wie ich den Krypto- Sektor inzwischen lieber nennen möchte, ist nicht mehr aufzuhalten und das Ganze wird gigantisch.
Es wäre schade, zu früh investiert zu haben. Daher wappne ich mich weiter in Geduld und warte einfach in Ruhe ab, was passiert. In Zeiten wie diesen, denke ich nicht zuerst daran, wie ich Geld verdienen kann. Ich bin fürs Erste zufrieden, wenn ich mein Kapital durch die Baisse retten kann.
Dann kann ich es beruhigt einsetzen, wenn “das Blut auf den Strassen fließt”. Weniger dramatisch ausgedrückt, dann wenn die Pleitewelle einmal komplett durchgerollt ist und die Regulierungsbehörden ihre Schlüsse daraus gezogen haben.
Ich habe das Ganze bereits Ende der 1990er mit den Tech-Stocks erlebt. Damals waren es IPOs, in die man einsteigen musste, um binnen kurzer Zeit hohe Gewinne einzufahren. Auf Kosten derer, die später eingestiegen sind. In Deutschland nannte sich das Neuer Markt. Auch damals sind die Regulierer eingeschritten und haben neue Regeln geschaffen, um den Wilden Westen zu zähmen. Wir alle wissen, zu welchen Höhen sich der Aktienmarkt seitdem aufgeschwungen hat.
Diesmal dürfte es nicht anders sein, so ein großer Crash ist immer ein Neustart.
2 Antworten auf “Update: 9. Januar 2023”
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Super Infos, danke Dir!
vielen Dank Benedikt – sehr gut gelungen die „Platform“
vielen Dank für den Input