Update: Die USA gegen Krypto?

Am Montag reichte die Securities and Exchange Commission eine Klage gegen die größte zentralisierte Börse, Binance, ein. Anschließend reichte sie eine separate Klage gegen die in den USA ansässige zentralisierte Börse, Coinbase, ein.
Dazu muss gesagt werden, dass es sich hierbei um Zivilklagen mit dem Ziel von Strafzahlungen handelt. Es wird deswegen niemand ins Gefängnis gehen, sondern es wird mit dem Verfahren lediglich eine Rechtslage geklärt.
Das ist nicht nur der neueste Versuch der SEC, Kryptowährungen als Wertpapiere zu brandmarken und unter ihre Kontrolle zu bringen, das Ganze geht noch viel weiter:
Es ist die nächste Phase dessen, was in der Krypto-Community als „Operation Chokepoint 2.0“ bezeichnet wird.
Operation Chokepoint 2.0
Erinnert Ihr Euch noch an die Bankenkrise zu Beginn dieses Jahres? Das war die erste Phase der Operation, die darauf abzielt, den Übergang von Dollar zu Krypto zu erschweren.
Das erste Opfer war die Silvergate Bank wegen Vorwürfen betrügerischer Aktivitäten. Laut Mitgliedern des US-Senats wurde in diesen Behauptungen das erhebliche Engagement der Bank in Krypto-Dienstleistungen hervorgehoben.
Im Nachgang forderte die Federal Reserve eine Reduzierung der Krypto-Operationen auf nur 15% ihres Gesamtgeschäfts. Angesichts ihrer Klientel erwies sich dies als unmögliche Aufgabe, die Silvergate dazu zwang, aufzugeben und den Markt zu verlassen.
Als nächstes kam die Signature Bank an die Reihe. Diese Institution war nicht so stark in der Krypto-Welt investiert, bediente aber einen hohen Anteil an Krypto-Kunden. Signature behauptet, dass sie solvent und gesund waren, als die Feds hereinstürmten und die Bank unter Zwangsverwaltung stellten.
Es bleibt ein großes Fragezeichen, warum wurden diese Banken zum Ziel für für derart unerwartete Interventionen wurden?
Nun, sowohl Silvergate als auch Signature hatten ein einzigartiges Verkaufsargument: proprietäre Technologien, die Krypto-Kunden bedienten und eine 24/7 Fiat-Transaktionen-Abwicklung ermöglichten.
Diese Anbindung ist lebenswichtig für Unternehmen, die in der Krypto-Welt tätig sind, in welcher die Märkte nicht schließen und der Handel nie aufhört. Mit der Schließung dieser Banken, standen ihre bahnbrechenden Technologien den Kunden nicht mehr zur Verfügung.
Das letzte Opfer war die Silicon Valley Bank, die zum Aushängeschild für die Bankenkrise von 2023 wurde.
In allen drei Fällen gibt es ein wiederkehrendes Thema: Die US-Regierung scheint strenge Beschränkungen für krypto-bezogene Bankgeschäfte zu verhängen.
Die Klagen gegen Binance und Coinbase
Jetzt machen wir einen Sprung in die Gegenwart. Die SEC hat Warnschüsse auf zwei der weltweit bekanntesten Krypto-Börsen abgefeuert.
Eine davon ist zufälligerweise ein börsennotiertes US-Unternehmen, das bereits unter US-Aufsicht steht. Tatsächlich benötigte Coinbase die Genehmigung der SEC, um überhaupt an die Börse zu gehen.
Und obwohl der Vorwurf, dass Kryptowährungen Wertpapiere sind, nichts Neues ist, ist die Tatsache interessant, dass die SEC diese Klagen jetzt eingereicht hat, anstatt auf das Urteil aus einer ähnlichen bestehenden Klage gegen Ripple zu warten. Normalerweise ist es einfacher zu gewinnen, wenn man ein Urteil aus einem früheren Fall zu seinen Gunsten hat.
Es ist fast so, als ob jemand eine trübe, nervenaufreibende Umgebung schaffen möchte, die es für jeden in der Krypto-Branche schmerzhaft macht, innerhalb der US-Grenzen zu operieren.
Warum dieser ganze Aufwand?
Es ist kein Geheimnis, dass die US-Regierung verschuldet ist und darauf angewiesen ist, dass die Zentralbanken ihre Anleihen kaufen, um Einnahmen zu generieren. Das übergreifendes Schema für das finanzielle Überleben besteht darin, so viel Geld wie möglich in den Anleihenmarkt zu drängen und sodann die Inflation anzuheizen.
Stellt euch die Regierung als einen bankrotten Spieler vor, der verzweifelt versucht, alle davon zu überzeugen, auf seinen Anleihemarkt zu setzen, während er sie von der Inflation ablenkt, mit der er einfach die Chips vom Tisch stiehlt.
Damit das funktioniert, müssen die Ersparnisse der Bürger in einige regierungsfreundliche Megabanken fließen. Krypto ist dabei ein Dorn im Auge der Regierung, denn es bietet eine Möglichkeit, Vermögen außerhalb der Reichweite von Onkel Sams gierigem Zugriff zu sichern – eine große rote Flagge für die Machthaber.
Weil sich Krypto nicht offen verbieten lässt, versucht die Regierung, den Markt durch eine Reihe von unangenehmen Hindernissen zu ersticken.
Im Grunde genommen scheint die SEC zu hoffen, dass das krypto-freundliches Banking und der Einstieg in Krypto so umständlich werden wird, dass die meisten Anleger davon absehen.
Was bedeutet das für uns?
Die diesjährigen Bankenschließungen und SEC-Aktionen könnten lediglich der Auftakt zu einer Reihe von Maßnahmen sein, die darauf abzielen, die Verbreitung von Krypto-Werten in den USA zu behindern.
Auf der anderen Seite werden Krypto-Unternehmen ihre Bemühungen verstärken, den Kongress zu beeinflussen und Geld für pro-Krypto-Politiker zu sammeln.
Die jetzt von der SEC angestrengten Verfahren werden wahrscheinlich Jahre dauern und es wird bis dahin keine regulatorische Klarheit in den USA geben.
Das wird dem Fortschritt der Technologie jedoch keinen Abbruch tun. Investitionen werden als Reaktion darauf ins Ausland verlagert werden. Vergessen wir dabei nicht, dass Europa den ersten Schritt in Richtung einer klaren Regulierung getan hat und auch China sich, über Hongkong, langsam wieder ins Spiel bringt. Beide wären schön dumm, sich diese Chance entgehen zu lassen.
Es ist nämlich von entscheidender Bedeutung, dass die USA diese aufkeimende Technologie akzeptieren und mit vorantreiben, wenn sie die größte Wirtschaft der Welt bleiben wollen. Mit Kriegführung, wie das derzeit versucht wird, werden sie das nicht mehr erreichen.
High-Tech war in den letzten Jahrzehnten die größte Stärke der USA. Doch wenn die Regulierungsbehörden es versäumen, Krypto zu akzeptieren, wird das nicht mehr der Fall sein.
Die Blockchains werden weiterhin funktionieren und die Krypto-Industrie wird weiterleben, mit oder ohne Unterstützung aus den Vereinigten Staaten. Was sind 300 Millionen gegen 8 Milliarden? Wir dürfen ebenso nicht vergessen, dass für 2024 Neuwahlen anstehen und sowohl demokratische, als auch republikanische Kandidaten sich pro-Krypto aussprechen.
Daher betrachte ich den derzeitigen Kurseinbruch infolge der Ereignisse einfach nur als weitere günstige Kaufgelegenheit.